Gottesdienst am 4. Advent

Musik

Votum

P       Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

G      Amen.

P       Der Herr sei mit Euch

G      und mit deinem Geist

 

Freie Begrüßung

„Freuet euch in dem Herrn allewege,

und abermals sage ich:

Freuet euch! Der Herr ist nahe!“

Mit diesen Worten begrüße ich Sie herzlich zu unserem Gottesdienst am Vierten Advent!

Lied EG 19 O komm, o komm du Morgenstern

 

Confiteor

 

Einstimmen können in den Jubel derer,

die vor uns waren,

Gott, das wäre schon etwas.

Einstimmen können in den Jubel der Maria,

der Elisabeth,

der hüpfenden Kinder,

die zur Welt kommen wollen.

Einstimmen und jubeln über dein Kommen

in unsere Mitte, Gott.

 

Statt essen sind wir oft zu träge zum Jubeln.

Zu traurig zum Jauchzen.

Zu matt zum Hüpfen.

Wir kennen es.

Und wir kennen uns:

Sehnsucht und Verzagen.

Du kannst sie verwandeln in Freude, in Jubel.

Erbarm dich, Gott.

 

Zuspruch


Der allmächtige Gott hat ich unser erbarmt

Und täglich erbarmt er sich neu

Der Gott der Gerechtigkeit

spricht in unsere Dunkelheit hinein:

Euch,

die ihr meinen Namen ehrt,

soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit

und Heil unter ihren Flügeln (Mal 3,20).

 

Lied EG 7 O Heiland reiß die Himmel auf

 

Kollektengebet

 

Gott, du kommst in unsere Welt.

An Tagen wie diesen

versucht sich unsere Seele im Freuen.

An Tagen wie diesen

wollen wir wenigstens versuchen zu jubeln.

An Tagen wie diesen

nehmen wir vorsichtig das Lob in den Mund.

Zaghaft und zögernd,

aber hörbar für dich, Gott.

Höre uns,

erhöre uns.

Das bitten wir dich durch Jesus Christus,

unsere Freude.

G      Amen.

 

Lesung

 

Glaubensbekenntnis

 

Lied EG 10 Mit Ernst o Menschenkinder

 

Predigt 1.Mose 18,1-2.9-15

Und der HERR erschien Abraham im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß,

als der Tag am heißesten war.

 

Und als er seine Augen aufhob und sah,

siehe, da standen drei Männer vor ihm.

Und als er sie sah,

lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes

und neigte sich zur Erde

 

Da sprachen sie zu ihm:

Wo ist Sara, deine Frau?

Er antwortete:

Drinnen im Zelt.

 

Da sprach er:

Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr;

siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben.

 

Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt,

sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise.

 

Darum lachte sie bei sich selbst und sprach:

Nun, da ich alt bin,

soll ich noch Liebeslust erfahren,

und auch mein Herr ist alt!

 

Da sprach der HERR zu Abraham:

Warum lacht Sara und spricht:

Sollte ich wirklich noch gebären,

nun, da ich alt bin?

Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?

Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr;

dann soll Sara einen Sohn haben.

 

Da leugnete Sara und sprach:

Ich habe nicht gelacht –,

denn sie fürchtete sich.

 

Aber er sprach:

Es ist nicht so, du hast gelacht.

 

Liebe Gemeinde,

Das ist heute so etwas wie ein Gipfeltreffen.

An diesem Vierten Advent treffen sich in den Texten unseres Gottesdienstes zwei Personen, zwei Frauen:

 

Die eine ist Maria, die Mutter Jesu.

Wir haben von ihr vorhin im Evangelium gehört.

Und jetzt, in unserem Predigttext,

jetzt geht es um Sara.

 

Wenn Abraham der Erzvater ist,

dann ist Sara die Erzmutter Israels.

 

Von beiden Frauen hören wir in den Texten heute.

Beide stehen an einer entscheidenden Station ihres Lebens:

Beide erfahren,

dass sie ein Kind bekommen sollen.

 

Beide erfahren es auf übernatürliche Weise:

Maria erfährt es vom Engel Gabriel.

Und Sara von Gott,

der in drei geheimnisvollen Männern zu Besuch kommt.

 

Das wichtigste aber ist:

Beide sind völlig überrascht.

Sie erschrecken fast,

sind überwältigt,

können erst einmal gar nicht fassen,

was sie da hören.

 

Sie sollen ein Kind bekommen?

Maria, die "noch von keinem Mann weiß"?

Und Sara, die - genauso wie ihr Mann –

"alt und hochbetagt" ist?

Die eine viel zu jung,

die andere viel zu alt.

 

Es ist klar,

dass sie erst einmal große Zweifel haben.

Und noch etwas verbindet die beiden Geschichten:

Es ist die Antwort auf diese ja völlig berechtigten Zweifel der beiden Frauen.

"Bei Gott ist kein Ding unmöglich"

sagt Gabriel zu Maria.

Und der geheimnisvolle Besuch fragt Sara:

"Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?"

 

Für mich ist das der Kern der beiden Texte:

Gott kann das scheinbar Unmögliche möglich machen.

Wo wir Menschen mit unserem Kopf an Grenzen stoßen,

da ist für Gott noch lange nicht Schluss.

 

Im Gegenteil:

Gott kann etwas völlig Neues anfangen.

Wo wir keinen Ausweg sehen,

da hat Gott Möglichkeiten,

von denen wir noch nicht einmal zu träumen wagen.

Das sagen diese beiden Texte.

 

Und deswegen lesen wir sie heute,

an diesem 4. Advent.

In diesem Gottesdienst kurz vor Weihnachten und mitten in dieser schwierigen Zeit.

 

Beide Texte haben Generationen von Menschen vor uns Hoffnung und immer wieder neuen Lebensmut gegeben.

 

Vielleicht können ja auch wir daraus eine Portion Hoffnung mitnehmen.

 

Schauen wir also genauer auf unseren Predigttext.

 

Abraham und Sara haben ein langes Leben hinter sich.

Mit einigem Auf und Ab.

Gott hatte ihnen so viel versprochen:

ein weites Land und viele, viele Nachkommen.

 

Aber beides lässt auf sich warten.

Nun sind sie alt, sehr alt sogar.

Viel erwarten sie nicht mehr.

Was soll schon noch kommen,

wenn man die besten Zeiten seines Lebens hinter sich hat?

 

Was kommt, sind zunächst drei Männer.

So ganz genau wird es nicht beschrieben,

wer die drei Männer sind.

Aber es ist klar,

dass es kein gewöhnlicher,

sondern ein göttlicher Besuch ist.

 

Abraham nimmt die drei als Gäste auf.

Aber bevor ein normales, höfliches Gespräch über dies oder das beginnen könnte,

da kommt Gott direkt zur Sache:

Ihr werdet ein Kind bekommen,

sagt er ein wenig unvermittelt.

Sara wird einen Sohn gebären.

Heute in einem Jahr komme ich wieder

und dann seid Ihr schon zu dritt.

 

Abraham ist erstmal sprachlos.

Was er denkt und sagt,

wird jedenfalls nicht erzählt.

Männer sind in diesen Dingen vielleicht auch manchmal etwas unbeholfen.

 

Aber Sara,

die eigentlich gar nicht dabei ist,

sondern hinter der Zeltplane lauscht -

Sara merkt sofort,

wie unmöglich,

wie unwahrscheinlich,

wie unverhofft das ist,

was Gott sagt.

 

Sie, die uralte Frau,

soll ein Kind von ihrem noch viel älteren Mann bekommen?

Sie kann nicht anders:

Sie bricht in Lachen aus.

Gott verspricht etwas ganz Großes –

und Sara lacht.

 

Ich habe mir versucht vorzustellen,

wie dieses Lachen wohl geklungen haben mag.

 

War es das zynische Lachen einer vom Leben enttäuschten Frau,

die verbittert ist

und nichts mehr glauben kann und will?

 

War es ein spöttisches Lachen?:

Red Du nur,

ich weiß schon,

was möglich und unmöglich ist.

 

War es ein etwas ungläubiges Lachen,

aber doch vorsichtig hoffnungsvoll?

 

War es ein überraschtes Lachen,

ein staunendes,

bereit,

das Verrückteste zu akzeptieren?

 

War es laut,

war es leise in sich hinein?

 

Jedenfalls hört Gott dieses Lachen –

und er fragt Sara ganz direkt:

Warum lachst Du?

 

Man hat diese Frage oft als Tadel verstanden.

Als Missbilligung.

 

Wenn Gott etwas sagt,

bleibt dem Menschen doch nur das Ja und Amen!

Auf keinen Fall aber Gelächter.

 

Maria etwa.

Sie sagt:

"Siehe ich bin des Herrn Magd,

mir geschehe, wie du gesagt hast."

Sie wird damit zum Vorbild eines unbedingten Glaubens.

 

Aber Sara ist anders, heißt es,

sie lacht

- und eigentlich kann man das doch nur tadeln und missbilligen, oder?

 

Ich verstehe die Geschichte trotzdem ganz anders.

Ich glaube:

Sara ist gar nicht so verschieden von Maria.

Auch sie vertraut auf das,

was Gott ihr verspricht.

Genau deswegen lacht sie.

 

Und Gott hat ganz gut verstanden,

warum Sara lacht.

Er tadelt und missbilligt es auch nicht.

 

Ich glaube, Gott sagt so etwas wie:

Ja, du hast gelacht,

natürlich hast Du gelacht.

Das, was ich Dir verspreche,

das ist so unglaublich,

so unwahrscheinlich,

so überraschend,

so neu,  so verrückt,

dass Du gar nicht anders kannst als lachen.

 

Ja,

vielleicht ist in Saras Lachen auch eine Portion Trotz.

Klar, ich bin alt und mein Mann auch.

Aber was kann mir das schon:

Gott ist mit mir und sorgt für mich.

Und wenn Gott mir etwas verspricht,

dann hält er das auch,

trotz meines biblischen Alters,

trotz allem, was die anderen sagen.

All das steckt für mich im Lachen Saras.

 

Übrigens: Der Name des Sohnes,

den Sara dann geboren hat, ist Isaak.

Und das heißt übersetzt nichts anderes als - genau: Lachen.

 

Im Lachen,

im hoffnungsvollen Lachen liegt das Neue,

liegt das Leben,

liegt die Hoffnung,

liegt die Zukunft.

 

Und wir? Ein paar tausend Jahre später

kurz vor Weihnachten,

in einem Corona-gebeutelten Land?

 

Was glauben wir?

Was hoffen wir?

Und vor allem:

Von wem lassen wir uns noch zu einem hoffnungsvollen

oder gar zu einem trotzigen Lachen bringen?

Von wem lassen wir uns überraschen?

 

Viele haben abgeschlossen mit diesem Jahr.

Viele haben sich selbst abgeschlossen gegenüber dem,

was es an Neuem und an Hoffnungsvollem geben könnte.

 

Die Zahlen der Corona-Infizierten

und ganz besonders der Corona-Toten lähmen uns.

Ja, irgendwie wird es auch dieses Jahr ein Weihnachtsfest geben, schon klar.

Wir bemühen uns, die alten Traditionen aufrecht zu erhalten.

 

Aber was sollen wir schon groß davon erwarten.

Wirklich feiern dürfen wir ja nicht.

So reden wir,

und so verfehlen wir den Sinn von Weihnachten.

 

Weihnachten ist doch gerade ein Fest für die Dunkelheit.

Es ist ein Fest für das Volk,

das im Finstern wandert.

 

Weihnachten liegt nicht zufällig mitten im Winter.

Und es macht nicht zufällig die Nacht mit Kerzen hell.

Weihnachten ist ein Fest,

das in uns den Trotz anstacheln will.

 

Den Trotz gegen die widrigen Umstände.

Den Trotz gegen alles,

was uns klein und arm und alt macht.

Den Trotz gegen die Einsamkeit.

Den Trotz gegen die Hilflosigkeit.

Den Trotz gegen die Lieblosigkeit.

 

Gott kommt nicht auf die Erde,

damit alles bleibt, wie es ist.

Er will unsere Welt ändern.

Er will uns verändern.

Und dazu braucht er uns.

 

Er braucht unser Lachen,

das hoffnungsvolle,

das trotzige, das liebevolle.

 

Das Lachen, das sich überwältigen lässt von Gott,

das sich überraschen lässt von Gott,

weil wir ihm zutrauen, unsere Welt zu verändern -

und vor allem: uns zu verändern.

 

Jetzt, am Vierten Advent,

ist es höchste Zeit,

dass wir uns darauf vorbereiten.

Dass wir bereit dafür werden,

dass Gott mit uns etwas völlig Neues anfangen will.

 

Trotz Corona –

und trotz allem, was uns derzeit so stark beschäftigt.

Vielleicht war Saras Lachen ja eher so etwas wie ein Jauchzen.

So wie Menschen jauchzen,

wenn sie sich vor Freude gar nicht mehr im Zaum halten können.

Oder wenn sie auf einem Berg stehen

und der überwältigende Ausblick sie zu einem Gipfeljuchzer zwingt.

 

Nun jauchzet all ihr Frommen.

So heißt das nächste Lied.

Wir singen es wieder nicht mit dem Mund,

aber vielleicht mit dem Herzen.

 

Jauchzen:

So wird die Stimmung sein,

wenn wir wirklich glauben,

dass Gott an Weihnachten auf diese Welt gekommen ist. Amen#

 

Lied EG 9 Nun jauchzet all ihr Frommen

Abkündigungen

 

Lied EG 11 Wie soll ich dich empfangen

 

Fürbitten

 

Was geschieht, Gott,
wenn deine Boten in unsere Wirklichkeit treten,
wenn das Unerwartete einbricht?
Können wir dich erkennen,

wenn du zu uns kommst
in deinen Engeln, in deinen Zeichen?
Verwandle und heile uns, Herr,
dass wir spüren,

wenn du uns nahe kommst

und wir uns dir öffnen können.

Komm zu allen, die dich suchen,
die in ihren Nöten fragen:
Wo bist du Gott?
Die nach dir verlangen,

aber dich nicht finden können.

Komm zu allen,
die nicht mehr hoffen können,
deren seelische Kräfte aufgebraucht sind,
die den Glauben an sich und andere verloren haben.

Komm zu allen,
die einsam sind,
zu den Alten, die ihre Familien vermissen,
zu den Kindern,                                                              

die in ihren vier Wände keinen Schutz haben.

Komm zu allen,
die in Krankheit ins Ungewisse schauen,
die sich an der Grenze ihres Lebens wissen

und fragen,was sie erwartet
und wie sie bestehen können in ihrer Angst.

Komm zu allen,
die sich in Feindbilder einschließen,
die Andersdenkende diffamieren,
um sich selbst in den eigenen Wahrheiten zu bestätigen,
die keine Kritik ertragen können.

Komm zu allen, die in Unfrieden leben,
zu all den Hungernden,
die vergessen werden,
zu allen, die auf der Flucht sind
vor Gewalt und Elend
und die auf unser Mitgefühl hoffen.

Du bist nahe.
Verwandle und heile uns, Herr,
dass wir dich dort, wo wir dich nicht erwarten,
erwarten können.

Vaterunser

Segen

Nachspiel